Hochwasserereignisse im Elbegebiet: Das Sommerhochwasser 1954

Hydrometeorologische Situation

Im Anschluß an eine längere niederschlagsarme Phase kam es Anfang Juli 1954 im Oberlauf der Elbe (Oder und Donau ebenfalls) durch eine Vb-Wetterlage zu einer ersten ergiebigen Niederschlagsperiode. Daran schloß sich ein Kaltluftvorstoß über dem westlichen Mitteleuropa an und gleichzeitig entwickelte sich ein Vb-Tief, das feuchtwarme Mittelmeerluft in nordöstliche Richtung verlagerte, jedoch durch ein Hochdruckgebiet über Nordosteuropa blockiert wurde. Kaltluft staute sich an den Nordseiten der (Mittel-) Gebirge, wurde zum Aufstieg gezwungen und regnete dabei ab. Die feuchtwarme Mittelmeerluft glitt aus Südosten auf den 'Kaltluftberg' auf und regnete ebenfalls große Mengen ab. Im Vorland des Erzgebirges kam es dadurch vom 7.7. bis 10.7. zu 75stündigen ununterbrochenen ergiebigen Regenfällen. Mit kleineren Unterbrechungen setzte sich die großräumige Niederschlagstätigkeit bis zum 13.7. fort. In den Zentren der Niederschlagstätigkeit wurden 7-Tagessummen bis zu 362 mm (Station Schönheide) registriert. Die bis dahin bekannten Monatssummen des Niederschlags wurden in Teilen des Erzgebirgevorlandes erreicht und sogar überschritten. Die vor Beginn der Niederschlagsperiode ausgetrockneten Böden zeigten eine erhöhte Abflußbereitschaft.

Ablauf des Hochwassers

Durchflussverlauf Hochwasser 1954
Abb. 1: Durchflüsse (Tagesmittelwerte: 1.7.-15.8.1954) an ausgewählten Pegeln der Elbe und der Nebenflüsse

Als Folge der anhaltenden starken Regenfälle kam es im Einzugsgebiet der Mulde in allen Flußläufen zu einem raschen Anstieg der Wasserführung. An der Zwickauer Mulde (& Nebenflüsse) und der Vereinigten Mulde wurden extreme Hochwasserstände und -abflüsse erreicht. Das Einzugsgebiet der Weißen Elster lag ebenfalls im Zentrum des Starkregens und so wurden an den Zuflüssen Göltzsch und Pleiße und nachfolgend an der Weißen Elster extreme Hochwasserstände und -abflüsse registriert.
Am 12.7.1954 passierte der Scheitelpunkt der Hochwasserwelle der Elbe (durch Hochwasser der Moldau und Eger ausgelöst) den Pegel Dresden. Der Hochwasserscheitel der Mulde erreichte die Elbe am 12.7.1954 (vor dem eigentlichen Elbescheitel), der Hochwasserscheitel der Saale (Abführung des Hochwassers der Weißen Elster) erreichte die Elbe erst am 15.7.1954 (nach dem eigentlichen Elbescheitel), so daß es nur zu einer teilweisen Überlagerung des Elbescheitels mit den Zuflüssen aus Mulde und Saale kam. Der Scheitel der Hochwasserwelle wurde am Pegel Aken am 14.7.1954 und am Pegel Barby am 15.7.1954 beobachtet. Im weiteren Verlauf verflachte die Hochwasserwelle und war am Pegel Neu Darchau am 21.7.1954 nur noch etwas höher als ein 'mittleres Hochwasser'.

Schadensbilanz (nur DDR)

Hochwasser Juli 1954, Greiz (Weiße Elster)
Abb. 2: Hochwasser der Weißen Elster im Juli 1954 in Greiz. Foto: Sammlung M. Deutsch, Erfurt

Im Gebiet der Mulde und der Weißen Elster wurden zahlreiche Ortschaften überflutet. Dammbrüche führten zu großräumigen Überschwemmungen der Zwickauer Innenstadt (auf dem Hauptmarkt stand das Wasser 2,10 m hoch). In Greiz kamen erhebliche Wassermassen durch die Straßen der Stadt zum Abfluss, die Wohn- und Geschäftshäuser sowie Industrieanlagen z.T. schwer beschädigten. Die Evakuierung und Versorgung der Bevölkerung war nur noch per Boot möglich.
Hohe Schäden entstanden an der Infrastruktur (Straßen, Brücken, Uferbefestigungen). Landwirtschaftliche Flächen wurden großräumig überschwemmt (auch in der Elbaue).

Stoffliche und hygienische Belastung

Informationen sind nicht bekannt.

Quellen, Literatur, Berichte

  • Bauer, L. (1956): Hochwasserabfluß und Landschaftshaushalt - Geographisch-landschaftskundliche Probleme des Hochwasserabflusses, dargestellt am Beispiel des Julihochwassers 1954 der Weißen Elster. H. Haak, Gotha.
  • Böer, W., Schubert, H. & Wilser, O. (1959): Das Sommerhochwasser der Elbe im Juli 1954. Akademie-Verlag, Berlin. Besondere Mitteilungen zum Deutschen Gewässerkundlichen Jahrbuch Nr. 19.
  • Büttner, U. (Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie): Die größten Hochwasser im Gebiet der Mulden
  • Deutsch, M. & Pörtge, K.-H. (2017): Hochwasser in Thüringen. Ursachen, Verlauf und Schäden extremer Abflussereignisse (1500 - 2015). - Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Schriftenreihe 113: 1-217, Jena