Hochwasserereignisse im Wesergebiet: Das Februarhochwasser 1909

Hydrometeorologische Situation

24h-Niederschlag im Wesergebiet 3. - 4.2.1909
Abb. 1: Tagesniederschlag im Wesergebiet vom 3. - 4.2.1909 (Ausschnitt aus [2])

Die in der zweiten Januarhälfte 1909 in Mitteleuropa herrschende Hochdruckwetterlage endete am 29. Januar. Der Wind drehte in westliche Richtung und trieb kalte, feuchte Meeresluft heran. Bis zum 2. Februar fielen bei mäßigem Frost beträchtliche Schneemengen. Vom 2. auf den 3. Februar brachte ein erneuter Wetterumschwung atlantische feuchtwarme Luftmassen nach Deutschland. Bei südwestlichem Wind traten bis zum 5. Februar außerordentlich starke Regenfälle auf, die im Zusammenwirken mit den milden Temperaturen den Schnee schnell zum Abtauen brachten. Von den norddeutschen Flussgebieten war das Einzugsgebiet der Weser am stärksten von den Niederschlägen betroffen (Abb. 1). Die höchsten Tagesniederschlagsmengen wurden im Harz vom 3. auf den 4. Februar gemessen, z. B. in Sieber (Stadt Herzberg): 129 mm. Ab dem 5. Februar fiel deutlich weniger Regen, der zunehmend in Schnee überging. Am 7. Februar wurde ganz Mitteleuropa wieder von einem Hochdruckgebiet bedeckt, wobei auch wieder Frost einsetzte. [1][2]

Ablauf des Hochwassers

Durchflussverlauf Hochwasser 1909
Abb. 2: Durchflüsse (Tageswerte: 01.01.1909 - 28.02.1909) an ausgewählten Weser-Pegeln

Ende Januar 1909 waren sehr niedrige Wasserstände und eine intensive Eisbildung im Gewässernetz der Weser zu verzeichnen, streckenweise war Eisstand eingetreten. Der heftige Regen Anfang Februar bei Tauwetter und gefrorenem Boden ließ die Gebirgsflüsse im Wesergebiet schon am Abend des 3. Februar stark anschwellen. Werra und Fulda führten beträchtliches Hochwasser, sodass die Weser am 4. Februar sehr schnell zu steigen begann. Die Hochwasserscheitel der zwischen Hann. Münden und der Aller einmündenden Nebenflüsse erreichten die Weser deutlich vor ihrer Flutwelle und verstärkten diese nicht bedeutend. Auch das Eis wurde noch vor der Weserhochflut abgeführt. Der Durchflussscheitel des Hauptstroms (nach Tageswerten) war am Pegel Hann. Münden am 6. Februar zu verzeichnen und erreichte am Folgetag die Pegel Bodenwerder und Vlotho (Abb. 2). Während an den meisten Pegeln der Leine der höchste bisher bekannte Wasserstand überschritten wurde, führte die Aller kein bedeutsames Hochwasser. Daher und infolge der Ausbreitungsmöglichkeiten des Hochwassers im Tiefland verflachte die Flutwelle im Verlauf der Mittelweser. Der Wellenscheitel am Pegel Intschede trat am 11. Februar auf. [1][4]

Schadensbilanz

Überschwemmung Hann. Münden Februar 1909
Abb. 3: Überschwemmung in Hannoversch Münden (Untere Lange Straße) zur Zeit der Hochflut 1909 (um den 6. Februar) (Foto: Max Platowitsch, Quelle: Stadtarchiv Hann. Münden)

Bei dem Hochwasser 1909 verloren in Westdeutschland mehrere Menschen ihr Leben. Hohe Viehverluste und schwerwiegende Schäden an Verkehrsverbindungen waren zu verzeichnen. [2]
In den preußischen Provinzen Hannover, Westphalen und Hessen-Nassau wurden im Jahr 1909 ca. 52.600 ha landwirtschaftliche Kulturen (Ackerland, Wiesen und Weiden) durch Hochwasser beeinträchtigt, wodurch ein geschätzter Schaden von über 2,68 Mio. Mark entstand. Schäden an Gebäuden, Brücken und Uferbefestigungen, durch Viehverluste sowie durch Übersandung oder Abbruch von Ländereien wurden für diese drei Provinzen auf mehr als 7,55 Mio Mark beziffert. Am stärksten betroffen war der Regierungsbezirk Hildesheim mit über 2,5 Mio. Mark Gesamtschaden. Im Wesergebiet traten ferner in den Regierungsbezirken Kassel, Hannover und Minden schwere Schäden auf. [3]

Stoffliche Belastung

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Quellen, Literatur, Berichte

  • [1] Gerbing, W. (1909): Das Hochwasser vom Februar 1909. - Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (69/72): 457-459, 477-478, Berlin
  • [2] Kaßner, C. (1911): Ergebnisse der Niederschlags-Beobachtungen im Jahre 1909. - Veröffentlichungen des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts 239. Behrend & Co.: I-XL, 1-154, 1 Kt., Berlin
  • [3] Königlich Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.) (1911): Statistik der Landwirtschaft (Anbau, Saatenstand, Ernte, Hagelwetter und Wasserschäden) im preußischen Staate für das Jahr 1910. - Preußische Statistik 225. Eigenverl.: I-XLVI, 1-65, Berlin
  • [4] Preußische Landesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg.) (1911): Jahrbuch für die Gewässerkunde Norddeutschlands: Abflußjahr 1909. - E.S. Mittler und Sohn, Berlin
  • Deutsch, M. & Pörtge, K.-H. (2017): Hochwasser in Thüringen. Ursachen, Verlauf und Schäden extremer Abflussereignisse (1500 - 2015). - Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Schriftenreihe 113: 1-217, Jena
  • Hoffmann, A. (2008): Das Jahrhundert-Hochwasser vor hundert Jahren. - In: Kreisausschuss Landkreis Kassel (Hrsg.): Jahrbuch 2009. - 100-102, Kassel
  • Lückert, M. (2011): Die Werra. Landschaft und Leben am Fluß zwischen Thüringer Wald und Hann. Münden. - 3. Aufl.; Verl. H. Rockstuhl: 1-304, Bad Langensalza
  • Stadt Hannoversch Münden: Bilder vom Hochwasser 1909