Hochwasserereignisse im Rheingebiet: Das Magdalenenhochwasser 1342

Hydrometeorologische Situation

Mehrtägige extrem heftige Niederschläge im Zeitraum 19. bis 25. Juli 1342 (also um den 22. Juli = Tag der heiligen Maria Magdalena) sind als hochwasserauslösendes Ereignis anzusehen. Sie traten im Westen Deutschlands im Anschluss an eine sommerliche Trockenperiode auf. Als Großwetterlagen werden "Tief Mitteleuropa" oder "Trog Mitteleuropa" mit Vb-ähnlichen Wetterlagen bzw. quasistationärer Kaltfront oder zyklonale Westlage/Südwestlage über Mitteleuropa oder "Trog Westeuropa" diskutiert. Das Zentrum des Niederschlagsgebiets befand sich offensichtlich im Einzugsgebiet des Mains, aber auch die Flussgebiete der Weser, Elbe und Donau waren betroffen. [1][2][6]

Ablauf des Hochwassers

Die extremen Niederschläge ließen in Ober- und Mittelfranken eine Flutwelle entstehen, die sich entlang des Mains fortpflanzte und am 21. Juli den Rhein erreichte. Für den Main war es das stärkste bisher bekannte Hochwasser, wie es sich an den Hochwassermarken in Würzburg und Frankfurt zeigt. Im Bereich des heutigen Pegels Kleinheubach (zwischen Würzburg und Frankfurt) wird ein Spitzenabfluss des Mains von ca. 3500 m³/s angenommen, nach anderen Schätzungen auch erheblich höher. Die maßgeblich vom Main herrührende Flutwelle des Rheins traf am 24./25. Juli in den Niederlanden ein. Für die Lahn bei Limburg wird ein sehr großes Flutereignis auf den 25. Juli 1344 datiert, das sich auf das Magdalenenhochwasser 1342 beziehen könnte. [1][3][4][6]

Schadensbilanz

Das Magdalenenhochwasser 1342 ist die herausragende historisch belegte Überschwemmungskatastrophe in Mitteleuropa, bei der zahlreiche Menschen ihr Leben verloren.
Auf einer Gedenktafel in Würzburg wurde das Hochwasser 1342 folgendermaßen geschildert:

Im Jahre des Herrn 1342 [...] schwoll der Main so stark an wie nie zuvor, daß er oberhalb der Stufen des Würzburger Doms und darüber hinaus die ersten steinernen Statuen umspülte. Die Brücke mit ihren Türmen, die Mauern und viele steinerne Häuser in Würzburg stürzten zusammen. [...]

Auch die Frankfurter Brücke wurde zerstört und in Mainz stand das Wasser ebenfalls im Dom. Vielerorts stürzten Mühlen ein, Häuser und weitere Gebäude wurden fortgeschwemmt, zahllose Brücken weggespült.
Die ungewöhnlich starken Oberflächenabflüsse ließen Erosionsrinnen und Schluchten entstehen und führten zu flächigem Bodenabtrag. Äcker, Wiesen und Gärten wurden verwüstet. Da die Ernte weitgehend vernichtet war, brach Hungersnot aus. [1][3][5]

Auswirkungen auf die Gewässergüte

Informationen sind nicht bekannt.

Quellen, Literatur, Berichte

Literatur
  • [1] Weikinn, C. (1958): Quellentexte zur Witterungsgeschichte Europas von der Zeitwende bis zum Jahre 1850. - Hydrographie Teil 1 (Zeitwende - 1500). Akademie-Verl.: I-VII, 1-531, Berlin
  • Alexandre, P. (1987): Le Climat en Europe au Moyen Âge: contribution à l'historie des variations climatiques de 1000 à 1425, d'après les sources narratives de L'Europe occidentale. - Édition de l'École des hautes études en sciences sociales: 1-827, Paris
  • Bork, H.-R. (1988): Bodenerosion und Umwelt: Verlauf, Ursachen und Folgen der mittelalterlichen und neuzeitlichen Bodenerosion, Bodenerosionsprozesse, Modelle und Simulationen. - Selbstverl. TU Braunschweig. Landschaftsgenese und Landschaftsökologie 13: I-IV, 1-249, Braunschweig
  • [2] Roth, R. (1996): Einige Bemerkungen zur Entstehung von Sommerhochwasser aus meteorologischer Sicht. - Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung 37 (6): 241-245, Berlin
  • [3] Bork, H.-R., Bork, H., Dalchow, C., Faust, B., Piorr, H.-P. & Schatz, T. (1998): Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa. - Verl. Klett-Perthes: 1-328, Gotha u. Stuttgart
  • Tetzlaff, G., Börngen, M. & Raabe, A. (2001): Das Jahrtausendhochwasser von 1342 und seine meteorologischen Ursachen. - In: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft Abwasser und Abfall e.V. (Landesverband Bayern) (Hrsg.): Hochwasser - Niedrigwasser - Risiken. - Nürnberger Wasserwirtschaftstage (9./10. Mai 2001): 5-22, München
  • [4] Tetzlaff, G., Börngen, M., Mudelsee, M. & A. Raabe (2002): Das Jahrtausendhochwasser von 1342 am Main aus meteorologisch-hydrologischer Sicht. - Wasser & Boden 54 (10): 41-49, Berlin
  • [5] Glaser, R. (2008): Klimageschichte Mitteleuropas - 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen. - 2. Aufl., Primus-Verl.: I-VIII, 1-264, Darmstadt
  • Zbinden, E. (2011): Das Magdelenen-Hochwasser von 1342 - der "hydrologische Gau" in Mitteleuropa. - Wasser Energie Luft 103 (3): 193-203, Baden
  • Herget, J. (2012): Am Anfang war die Sintflut. Hochwasserkatastrophen in der Geschichte. - Primus Verl.: 1-160, Darmstadt
  • [6] Herget, J., Kapala, A., Krell, M., Rustemeier, E., Simmer, C. & Wyss, A. (2013): Neues zur Magdelenenflut vom Juli 1342. - In: Ohlig, C. (Hrsg.): Die Thüringische Sintflut von 1613 und ihre Folgen für heute. - Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft 22: Papierfliegerverl.: 77-105, Clausthal-Zellerfeld
  • Bauch, M. (2014): Die Magdalenenflut 1342 - ein unterschätztes Jahrtausendereignis? In: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte
Informationen im Internet