Niedrigwasserereignisse im Donaugebiet: Das Winterniedrigwasser 1962/63

Hydrometeorologische Situation

Niederschlag/Temperatur Regensburg 1962/63
Abb. 1: Monatsniederschlagssumme in Prozent des langjährigen Mittelwerts sowie Abweichung des Lufttemperatur-Monatsmittelwerts vom langjährigen Mittelwert an der Messstation Regensburg im Winterhalbjahr 1962/63 (Daten aus [1][3])

Im Jahr 1962 folgten auf relativ trockene Sommermonate im September im mittleren Donaugebiet zwischenzeitlich überdurchschnittliche Niederschläge. Der Oktober war dann äußerst niederschlagsarm. Abweichend von der in Abb. 1 dargestellten Situation in Regensburg lagen die Niederschläge auch im November weit verbreitet unter dem langjährigen Mittelwert. Im Dezember fielen die meist überdurchschnittlichen Niederschläge großenteils als Schnee, der in der zweiten Monatshälfte eine hohe Schneedecke bildete. Von Dezember 1962 bis Februar 1963 herrschte eine außerordentlich lang anhaltende Kälteperiode mit extrem niedrigen Temperaturen (Abb. 1), sodass auch die geringen Niederschläge im Januar und Februar 1963 meist als Schnee niedergingen. In der zweiten Märzwoche einsetzendes Tauwetter mit geringfügigen Regenfällen brachte den Schnee in den Tallagen bis Mitte des Monats zum Schmelzen, während der Boden zunächst noch gefroren blieb. [1][2][3][7]

Ablauf des Niedrigwassers

Durchflussverlauf Niedrigwasser 1963
Abb. 2: Durchflüsse (Tagesmittelwerte: 15.12.1962 - 16.3.1963) an ausgewählten Pegeln im Donaugebiet

Im Verlauf der zweiten Dezemberhälfte 1962 verringerte sich die Wasserführung der Donau und ihrer Nebenflüsse deutlich und blieb bis in die zweite Märzwoche auf sehr niedrigem Niveau (Abb. 2). An Donaupegeln in Bayern oberhalb der Innmündung wurden im Zeitraum vom 20. Januar (Pegel Hofkirchen) bis 7. Februar (Pegel Ingolstadt) extrem geringe Durchflüsse (Tagesmittel) registriert. An den Unterläufen von Lech (Pegel Augsburg), Isar (Pegel Landau) und Inn (Pegel Passau-Ingling) sowie am Donaupegel Achleiten traten die kleinsten Durchflüsse - ebenfalls außerordentlich geringe Tagesmittelwerte - erst am 4. bzw. 5. März auf. Schneeschmelze und Niederschläge führten ab Mitte der zweiten Märzwoche zu einer schnell zunehmenden Wasserführung der Donau und damit zum Ende der Niedrigwasserperiode.
Aufgrund der extremen Kälte und begünstigt durch die niedrigwasserbedingt geringen Fließgeschwindigkeiten waren 70 % aller bayerischen Gewässer im Winter 1962/63 zeitweise von Eis bedeckt. Bereits ab der ersten Dezemberwoche 1962 vereiste die Donau an Flussabschnitten in Ostbayern zwischen Isarmündung und Landesgrenze. Im Laufe des Winters bildete sich auf dem weitaus größten Teil der bayerischen Donau eine Eisdecke. Der Rückgang des Eises begann dort Ende Januar bis Mitte Februar, Mitte März war der Fluss eisfrei. [8]

Schadensbilanz

Die durch das Niedrigwasser begünstigte Vereisung der Donau führte dazu, dass die Schifffahrt auf der Bundeswasserstraße vom 7.-18. Dezember 1962 und vom 28. Dezember 1962 bis Mitte März 1963 eingestellt werden musste. [4]

Stoffliche und hygienische Belastung

Beobachtungen von kritischen chemisch-physikalischen und mikrobiologischen Veränderungen des Donauwassers während des Winters 1962/63 sind nur aus Ungarn (Budapest) bekannt, wo die Belastung mit organischer Substanz unter der Eisdecke Sauerstoffmangel und eine Beeinträchtigung des aus der Donau gewonnenen Trinkwassers bewirkte. [6]
Von Januar 1962 bis Februar 1963 wurden monatlich Wasserproben aus der Donau und mehreren Nebengewässern auf anionische Tenside (waschaktive Stoffe) untersucht, die als methylenblauaktive Substanz (MBAS) gemessen wurden. Die MBAS-Konzentration entsprach im Januar/Februar 1963 in der Donau bei Neuburg mit 0,14 mg/l bzw. 0,15 mg/l etwa dem dortigen Mittelwert (0,13 mg/l), in der Donau bei Donaustauf und Schalding erreichte die Konzentration 0,20 mg/l bzw. 0,21 mg/l und lag damit an der Spitze bzw. im oberen Bereich der lokalen Messwertreihe. [5]
Während der Niedrigwasserperiode wurde ferner der Feststoffanteil in Wasserproben der Donau bei Oberndorf, Deggendorf und Passau auf den Gehalt an Spurenelementen (Strontium, Eisen, Zink und Blei) untersucht. Die Ergebnisse wurden als Vierteljahresmittelwerte veröffentlicht, wobei sich für das erste Quartal 1963 keine Auffälligkeiten gegenüber dem gesamten Untersuchungszeitraum (4. Quartal 1961 bis Ende 1963) zeigten. [9]

Quellen, Literatur, Berichte

  • [1] Deutscher Wetterdienst (1962/63): Monatlicher Witterungsbericht 1962. - Amtsblatt des Deutschen Wetterdienstes 10: I-VI, 1-150, Offenbach
  • [2] Bayerische Landesstelle für Gewässerkunde (1963): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch: Donaugebiet 1962. - 1-130, 1 Kt., München
  • [3] Deutscher Wetterdienst (1963/64): Monatlicher Witterungsbericht 1963. - Amtsblatt des Deutschen Wetterdienstes 11: I-VI, 1-146, Offenbach
  • [4] Bundesminister für Verkehr [1964]: Die Bundeswasserstraßen 1963. - Jahresbericht der Abteilung Wasserstraßen: I-IV, 1-72, Anl., [Bonn]
  • [5] Huber, L. (1964): Untersuchungen über den Detergentiengehalt wichtiger bayerischer Gewässer. - Das Gas- und Wasserfach 105 (44): 1221-1225, München
  • [6] Szemes, G. & Bozzay, E. (1964): The chemical and microbiological quality of the Danube water under ice cover in the extremely cold winter of 1962/1963 as related to the water supply of Budapest. - Annales Universitatis Scientiarum Budapestinensis de Rolando Eötvös Nominatae. Sectio Biologica 7: 201-212, Budapest
  • [7] Bayerische Landesstelle für Gewässerkunde (1966): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch: Donaugebiet 1963. - 1-130, 1 Kt., München
  • [8] Völk, J. (1967): Die Eisverhältnisse der Donau und der übrigen Gewässer Bayerns, insbesondere im Winter 1962/63. - Deutsche Gewässerkundliche Mitteilungen Sonderheft 1967: 72-77, Koblenz
  • [9] Haberer, K. (1969): Ergebnisse spurenanalytischer Untersuchungen an Fließgewässern in Süddeutschland. - Vom Wasser 35 (1968): 62-75, Weinheim