Hochwasserereignisse im Emsgebiet: Das Februarhochwasser 1946

Hydrometeorologische Situation

Niederschlag Hochwasser 1946
Abb. 1: Niederschlagssumme vom 8. und 9. Februar (jeweils 24-Stunden-Niederschlag, gemessen um 7.00 Uhr morgens) sowie im gesamten Februar 1946 im Vergleich zum langjährigen Mittelwert des Februar-Niederschlags an ausgewählten Messstationen im Einzugsgebiet der Ems (nach [4])

Nach zweiwöchigem leichten Frostwetter gelangte das Emsgebiet ab Ende Januar 1946 unter Tiefdruckeinfluss. Tauwetter brachte die noch vorhandenen geringen Schneedecken zum Abschmelzen. Vom 28. bis 31. Januar setzte eine erste Regenperiode mit Niederschlägen von etwa 15-20 mm im gesamten Emsgebiet ein. Eine zweite Periode vom 3.-6. Februar brachte im oberen Emsgebiet weitere rund 35-70 mm. Nach einem kurzen Zwischenhoch folgten Tage mit außergewöhnlichem Starkregen: im höher gelegenen oberen Emsgebiet betrug die Summe der Tagesniederschläge, die am Morgen des 8. und 9. Februar gemessen wurden, mehr als das Doppelte des langjährigen durchschnittlichen Monatsniederschlags, weiter unterhalb wurde etwa dieser mittlere Monatswert erreicht (Abb. 1). Der Niederschlag ging in allen drei Perioden fast aussschließlich als Regen nieder. Ab dem 10. Februar regnete es bei milden Temperaturen bis zum Monatsende zwar immer noch häufig, aber in wesentlich geringerer Intensität. Insgesamt fiel im Februar 1946 das Drei- bis Fünffache des langjährigen mittleren Februar-Niederschlags. [1] bis [4]

Ablauf des Hochwassers

Durchflussverlauf Hochwasser 1946
Abb. 2: Durchflüsse (Tageswerte: 24.01. - 28.02.1946) an ausgewählten Pegeln im Emsgebiet

Die Regenperiode Ende Januar 1946 leitete das Hochwasser ein. Der Einfluss des anfangs teilweise noch gefrorenen Bodens und des schmelzenden Schnees war nur unbedeutend für das sich anbahnende Extremereignis, das trotz der Jahreszeit ein ausgeprägtes Regenhochwasser darstellte. Aus den Niederschlägen der zweiten Regenperiode Anfang Februar ging eine starke Vorwelle hervor, die an den Ems-Pegeln bis Greven einen eigenen Scheitel ausbildete, unterhalb aber direkt in die von der dritten Regenperiode verursachte Hauptwelle überging (Abb. 2). Während der Hochwasserscheitel der Großen Aa bei Hanekenfähr mit dem Hauptscheitel der Ems zusammenfiel, erreichte die Hauptwelle der Hase die Ems erst deutlich verzögert am 15. Februar. Gründe dafür waren geringere Niederschläge nördlich vom Teuteburger Wald sowie ausgedehnte Überschwemmungsflächen im Hasetal. Durch den am 7. Februar einsetzenden Starkregen stieg das Hochwasser der Ems steil an und erlangte ein außergewöhnliches Niveau, weit höher als alle bisherigen Hochwasserereignisse im Rahmen der vorliegenden Durchfluss-Zeitreihen für Pegel der tidefreien Ems. Der Hochwasserscheitel wurde an den Pegeln Greven und Rheine am 10. Februar, am Pegel Versen am 12. Februar erreicht. Nach diesen Höchstständen ging die Wasserführung der Ems in den nächsten Tagen wieder erheblich zurück (Abb. 2). [1]

Schadensbilanz

Hochwasser 1946 Ems
Abb. 3: Marktplatz in Lingen im Februar 1946 (Bild: Stadtarchiv Lingen)

Das Hochwasser verursachte enorme Schäden an den Wasserläufen, auf zahlreichen überfluteten landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Flächen, an Gebäuden und baulichen Anlagen sowie an der Verkehrsinfrastruktur. Große Verluste an Vieh, lagernden Feldfrüchten und Dünger, Lebensmitteln und Hausrat waren zu beklagen. An den Flüssen und Kanälen traten Damm- bzw. Deichbrüche auf. In den Niederungen am Mittel- und Unterlauf der Ems war der Verkehrsfluss durch die zahlreichen Brücken- und Straßenschäden wochenlang unterbrochen. Neben einer Vielzahl von kleinen Ortschaften und Einzelgehöften waren insbesondere die Städte Gütersloh, Münster (Altstadt), Rheine (Unterstadt), Lingen und Meppen von den Überschwemmungen betroffen. In Lingen wurde die Innenstadt bis über einen Meter hoch überschwemmt (Abb. 3). Das Wasser stand noch ca. eine Woche in geringer Höhe in weiten Teilen der Stadt. An 1250 Wohnhäusern traten Gebäudeschäden auf. Die Altstadt von Mepppen wurde bis zu einer Höhe von 1,50 m überflutet. Im damaligen Landkreis Meppen wurden 126 Gebäude mit Außen- und rund 1000 Gebäude mit Innenschäden sowie ein total zerstörtes Gebäude registriert. [3][5]
Allein der Schaden durch Uferabbrüche an der Ems wurde auf 2,5 Millionen Reichsmark veranschlagt. Insgesamt wurde für das Emsgebiet ein Hochwasserschaden von rund 5,7 Millionen Reichsmark geschätzt. [3]

Stoffliche und hygienische Belastung

Es wurden keine Informationen gefunden. Hinweise sind willkommen.

Quellen, Literatur, Berichte

  • [1]Sperling, W. (1946): Das Februarhochwasser 1946 im Emsgebiet und in den westlichen und nördlichen Nachbargebieten. - Wasserwirtschaftsstelle für das Emsgebiet - Besondere Mitteilungen 1: 1-30, Münster
  • [2] Hartmann, W. (1948): Die meteorologischen Ursachen des Februarhochwassers in Niedersachsen im Jahre 1946. - Neues Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen 2 (4): 75-116, 3 Taf., Bremen-Horn
  • [3] Schweicher, F. & Groth, W. (1948): Das Februarhochwasser 1946 in Nordwestdeutschland. - Neues Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen 2 (4): 1-74, Bremen-Horn
  • [4] Meteorologisches Amt für Nordwestdeutschland (1949): Deutsches Meteorologisches Jahrbuch Britische Zone 1946. - Hamburg
  • Sperling, W. (1950): Größtstärken des Hochwasserabflusses im Emsgebiet und Nachbargebieten. - Im Auftrag des Wirtschaftsministers (Wasserwirtschaft) in Düsseldorf und der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Münster; 1-28, 1 Anl., Münster/Westf.
  • Landesamt für Gewässerkunde (Hrsg.) (1951): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch: Emsgebiet - Abflußjahr 1946. - Düsseldorf
  • Joppich, C. (1973): Meteorologische Entwicklung der Emshochwasser. - Berichte des Instituts für Meteorologie und Klimatologie der Technischen Universität Hannover 9: 1-90, Hannover
  • [5]Eiynck, A. (1997): Das Hochwasser 1946 im Emsland: Berichte, Bilder, Erinnerungen. - Verlag Emsländischer Heimatbund: 1-134, Sögel
  • Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (Hrsg.) (2005): Hochwasserschutz in Niedersachsen. - Oberirdische Gewässer 23. 1-64, Hildesheim
  • Stadt Meppen (2016): Dokumentation vom Hochwasser 1946 in der Meppener Altstadt.