Hochwasserereignisse im Wesergebiet: Das Februarhochwasser 1946

Hydrometeorologische Situation

Vom 13. bis 25. Januar 1946 stand Mitteleuropa unter Hochdruckeinfluss. Frostige Temperaturen und leichte Schneefälle waren zu verzeichnen. In den nächsten Tagen setzte eine langsame Erwärmung und am 28. Januar Tauwetter ein. Nur im Gebirge verblieben noch mäßige Schneemengen. Die Flüsse wurden zunehmend eisfrei. Die Periode vom 29. Januar bis 9. Februar war durch niedrigen Luftdruck, milde Temperaturen und ergiebigen Regen gekennzeichnet, wobei sich am 6./7. Februar ein mäßiges Zwischenhoch einstellte. Vom 4. bis 10. Februar trat außergewöhnlich viel Niederschlag auf, im Flachland 50-70 mm und im Bergland 250-300 mm. Der größte Tagesniederschlag wurde am 8. und 9. Februar gemessen, Spitzenwerte erreichten im Gebirge über 100 mm (z. B. Neuhaus am Rennsteig, 9. Februar: 123 mm). Ein kurzzeitiges Zwischenhoch setzte ab dem 10. Februar den starken Niederschlägen ein Ende. Auch die zweite Februarhälfte war mild und regnerisch. In diesem Monat wurde der langjährige Normalniederschlag um das 3- bis 5-fache übertroffen. [1] bis [6]

Ablauf des Hochwassers

Durchflussverlauf Hochwasser 1946
Abb. 1: Durchflüsse (Tageswerte: 01.01.1946 - 28.02.1946) an ausgewählten Pegeln im Wesergebiet

Der ergiebige Regen Anfang Februar 1946 wurde schnell abflusswirksam, da der aufgetaute Boden durch vorhergehende Niederschläge und Schmelzwasser wassergesättigt war. Im Gegensatz zu anderen schweren Hochwasserereignissen im Wesergebiet handelte es sich hier nicht um ein Schneeschmelzhochwasser ("Tauflut", wie z. B. im Februar 1909), sondern um ein Regenhochwasser. Bei der unteren Werra und Fulda lassen sich deutlich zwei Hochwasserwellen unterscheiden, die den Einfluss des Zwischenhochs am 6./7. Februar widerspiegeln. Die Fulda wies in beiden Fällen einen wesentlich höheren Durchfluss auf als die Werra (Abb. 1) und erreichte ihr Durchflussmaximum (Tageswert) am Pegel Guntershausen am 10. Februar. Da auch kleinere Zuflüsse der Weser wie Schwülme, Emmer und Werre mit ihren zeitlich vorgelagerten Spitzenabflüssen ganz außergewöhnlich große Wassermengen zur Weser transportierten, wurden die Hochwasserscheitel an der Oberweser und oberen Mittelweser sehr früh erreicht. So stellte sich das Durchflussmaximum (Tageswert) an den Pegeln Hannoversch-Münden, Wahmbeck, Karlshafen, Vlotho und Porta ebenfalls bereits am 10. Februar ein. Von den Zuflüssen der Aller führte die Leine ab Mündung der Rhume besonders schweres Hochwasser, das der Scheitelwelle der Aller vorauseilte. An der unteren Aller am Pegel Rethem und an der unteren Mittelweser am Pegel Intschede trat der höchste Durchfluss (Tageswert) am 12. Februar auf. [1]

Schadensbilanz

Hochwasser 1946 Minden
Abb. 2: Überschwemmung in Minden (Fischerstadt, Blick nach Süden) am 10. Februar 1946 (Bild: Kommunalarchiv Minden)

Besonders große Schäden richtete das Hochwasser an der Ober- und Mittelweser, an der Aller unterhalb der Okermündung sowie im Oker-, Leine- und Innerstetal an. Menschenleben waren nur vereinzelt zu beklagen. Schwere Deichbrüche ereigneten sich an der Mittelweser oberhalb von Hoya sowie insbesondere an Diemel, Werre, Leine und Innerste. An den untersten 20 km der Aller wurden die Deiche an vielen Stellen überströmt. Auch hier traten Deichbrüche auf. Eine große Zahl von Ortschaften im Wesergebiet wurde überschwemmt. Unter den unmittelbar an der Weser gelegenen Städten waren Hannoversch Münden, Karlshafen, Bodenwerder, Rinteln, Hameln, Minden (Abb. 2) und Hoya besonders betroffen. Beträchtlichen Schaden hatte vor allem auch die Stadt Hannover nach Deichbrüchen an Ihme und Leine zu verzeichnen. Zahlreiche Brücken, Wehre und andere Flussbauwerke wurden beschädigt oder fortgerissen. Es waren bis zu mehrere hundert Meter lange Uferabbrüche festzustellen. Der Straßen- und Schienenverkehr war schwer behindert oder völlig unterbrochen. Großer landwirtschaftlicher Schaden entstand durch Viehverluste, Bodenabtrag oder Auflandungen, Vernichtung von Wintersaaten, Abschwemmung von Ernteprodukten und Betriebsmitteln sowie durch Beschädigung oder Verlust von baulichen Anlagen. [1][2]

Stoffliche und hygienische Belastung

Es wurden keine Informationen gefunden. Hinweise sind willkommen.

Quellen, Literatur, Berichte

  • [1] Schweicher, F. & Groth, W. (1948): Das Februarhochwasser 1946 in Nordwestdeutschland. - Neues Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen 2 (4): 1-74, Bremen-Horn
  • [2] Hartmann, W. (1948): Die meteorologischen Ursachen des Februarhochwassers in Niedersachsen im Jahre 1946. - Neues Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen 2 (4): 75-116, 3 Taf., Bremen-Horn
  • [3] Deutscher Meteorologischer Dienst in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands (1948/49): Deutsches Meteorologisches Jahrbuch 1946. - Deutscher Zentralverlag, Berlin
  • [4] Deutscher Wetterdienst in der US-Zone (1949): Deutsches Meteorologisches Jahrbuch US-Zone 1946. - Bad Kissingen
  • [5] Meteorologisches Amt für Nordwestdeutschland (1949): Deutsches Meteorologisches Jahrbuch Britische Zone 1946. - Hamburg
  • Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten & Landesamt für Gewässerkunde (Hrsg.) (1950): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch: Wesergebiet - Abflußjahr 1946. - Hannover
  • Flach, E. (1951): Besonderheiten im hydrometeorologischen Charakter des mitteldeutschen Hoch- und Spätwinters. Der Dauerregen vom 8. Februar 1946 in Mitteldeutschland und seine meteorologischen Ursachen. - Abhandlungen des Meteorologischen Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik 5: 1-56, Berlin
  • [6] Schwichtenberg, A. (1961): Hochwasser der Leine. - Dissertation. Mitteilungen aus dem Institut für Wasserwirtschaft und Landwirtschaftlichen Wasserbau an der Technischen Hochschule Hannover 3: 1-271, Anl., Hannover
  • Tonn, R. (1982): Ungewöhnliche Hochwässer aus dem Harz. - Neues Archiv für Niedersachsen 31 (2): 113-125, Göttingen
  • Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (Hrsg.) (2005): Hochwasserschutz in Niedersachsen. - Oberirdische Gewässer 23. 1-64, Hildesheim
  • Bundesarchiv-Filmarchiv: Hochwasser in Westdeutschland. - Wochenschauarchiv Sign. WIF 40, Berlin
  • Mittelweserverband: Bilder vom Hochwasser 1946.