Niedrigwasserereignisse im Wesergebiet: Das Niedrigwasser im Herbst 1991
Hydrometeorologische Situation
Von Februar bis einschließlich Mai 1991 lag der Niederschlag im Wesergebiet deutlich unter dem langjährigen Mittel (1951/91). Auf einen kühlen feuchten Juni folgten dann wieder zwei trockene Monate mit einem Gebietsniederschlag von lediglich rund 60 % des langjährigen Vergleichswerts. Auch im September und Oktober blieb die Niederschlagsmenge unterdurchschnittlich. Kurzzeitige Unterbrechungen der Trockenheit brachten Niederschläge am 7./8. August und um den 25. September. Abb. 1 verdeutlicht das Niederschlagsdefizit im Sommerhalbjahr. In der ersten Novemberwoche setzten dann ergiebige Regenfälle der Trockenperiode ein Ende.
Von Juli bis September war es im Wesergebiet überdurchschnittlich warm. Am 7. August wurden in Göttingen und Bad Hersfeld Höchsttemperaturen von 34,5 °C gemessen. [3][8]
Ablauf des Niedrigwassers
Aufgrund der Niederschlagsdefizite im Spätwinter und Frühjahr und der Trockenheit im Juli-August führten die Flüsse des Wesergebiets im September nur noch außergewöhnlich wenig Wasser (Abb. 2). In diesem Monat konnte die Edertalsperre, die bereits ab dem zweiten Quartal des Jahres Wasser zur Unterstützung der Weserschifffahrt bereitstellte, kein Zuschusswasser mehr liefern. Sie war am 13. September nur noch zu einem Zehntel gefüllt. Die niedrigsten Durchflüsse wurden an Werra (Pegel Letzter Heller) und Aller (Pegel Rethem) am 6. bzw. 7. September registriert. Fulda (Pegel Guntershausen) und Weser wiesen Mitte September die geringste Wasserführung auf, die Durchflussminima aller in Abbildung 2 (oben) dargestellten Weserpegel lagen im Zeitraum 11. - 17.09.1991. Die Niederschläge um den 25. September reichten nicht aus, um die Niedrigwasserperiode zu beenden (Abb. 2). Erst die Regenfälle Anfang November hatten eine deutlich stärkere Wasserführung der Flüsse zur Folge. [2][3][5]
Schadensbilanz
An der Oberweser wurde im Jahr 1991 der niedrigste schiffbare Wasserstand (1,10 m am Pegel Karlshafen) an 167 Tagen unterschritten, 62 Tage länger als im Vorjahr und 70 Tage länger als im Jahr 1992. Das Regelschiff mit 2 m Tiefgang konnte auf der Oberweser nur an 35 Tagen vollschiffig abgeladen werden (Vorjahr: an 57 Tagen, Folgejahr: an 84 Tagen). An 160 weiteren schiffbaren Tagen des Jahres 1991 fuhr das Regelschiff auf der Oberweser mit einer durchschnittlich Raumausnutzung von lediglich 49 %. Im Spätsommer 1991 musste auch die Personenschifffahrt auf der Oberweser eingeschränkt werden. [1][4][6]
Stoffliche Belastung
Die hohen sommerlichen Lufttemperaturen führten begünstigt durch die geringe Wasserführung der Weser zu einer starken Erwärmung des Flusses. An den Oberweser-Messstationen Hemeln, Boffzen und Hajen wurden im Juli/August im Rahmen der kontinuierlichen Temperaturerfassung mit 25,6 °C, 27,0 °C bzw. 26,6 °C die höchsten Wassertemperaturen seit Beginn der Messreihen im Jahr 1972 (Hemeln) bzw. 1979 ermittelt. An der Messstation Hessisch-Oldendorf wurde am 12. Juli der Spitzenwert von 27,5 °C gemessen, der dort bisher ebenfalls nicht übertroffen, wenn auch im August 1989 schon einmal erreicht wurde.
Im Juli/August sank die Sauerstoffkonzentration der Weser an einigen Flussabschnitten auf fischkritische Werte. An der Mittelweser-Messstation Drakenburg wurde am 9. Juli das Jahresminimum von 1,3 mg/l Sauerstoff gemessen. Ähnlich niedrig lag das Jahresminimum an der Oberweser-Messstation Hajen, das am 9. August mit 1,5 mg/l ermittelt wurde. Im Sommer 1990 war die Sauerstoffkonzentration an der Mittelweser mancherorts allerdings bis auf 0,0 mg/l zurückgegangen.
Die Weser transportierte im Jahr 1991 deutlich weniger Chlorid als im Vorjahr, was im Wesentlichen auf Betriebsstilllegung und Produktionseinschränkungen auf Seiten der Thüringer Kali-Industrie zurückzuführen ist. Dennoch verblieb immer noch eine außerordentlich große Salzbelastung. Wie Abb. 3 zeigt, traten in den Zeiten der geringsten Wasserführung im September/Oktober auch die höchsten Chloridkonzentrationen des Jahres auf, die als 14-Tagesmittelwerte aus 14-Tagesmischproben bestimmt wurden. Die höchsten auf diese Weise ermittelten Chloridkonzentrationen betrugen an der Oberweser in Hemeln 3930 mg/l und in Bremen-Hemelingen 1100 mg/l. [7]
Quellen, Literatur, Berichte
- [1] Anonymus (1991): Binnenschiffahrtsjahresbericht 1990. - Die Weser 65 (2): 43-46, Bremen
- C.B. (1991): Teilentwarnung für Werra und Weser - Weserbund-Forderung nach Sofortmaßnahmen von thüringischer Kali-Industrie akzeptiert. - Die Weser 65 (5/6): 111, Bremen
- [2] Bundesanstalt für Gewässerkunde (1991/92): Wasserwirtschaftlicher Lagebericht der Bundesanstalt für Gewässerkunde I.-IV. Quartal 1991. - Deutsche Gewässerkundliche Mitteilungen 35: 127, 190-191; 36: 32, 68, Koblenz
- [3] Deutscher Wetterdienst (1991/92): Monatlicher Witterungsbericht. Amtsblatt des Deutschen Wetterdienstes 39 (1991), Offenbach/M.
- [4] Kempa, K.-V. (1992): Personenschiffahrt auf der Oberweser - Rückgrat des Fremdenverkehrs im Weserbergland. - Die Weser 66 (2): 53-55, Bremen
- Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (1992): Daten zur Wassergüte der oberirdischen Binnengewässer des Landes Niedersachsen - Jahresbericht 1991. - 1-33, Anl., Hildesheim.
- [5] Ruppel, A. (1992): Die Oberweser - Bundeswasserstraße mit Zukunkft? - Die Weser 66 (2): 42-45, Bremen
- [6] Anonymus (1993): Lagebericht der Binnenschiffahrt im Jahr 1992. - Die Weser 67 (2): 47-49, Bremen
- [7] Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Weser [1993]: Zahlentafeln der physikalisch-chemischen Untersuchungen 1991. - 1-171, Hannover [u.a.]
- [8] Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (Hrsg.) (1995): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch. Weser- und Emsgebiet. 1991. - 1-287, 1 Kt., Hildesheim