Hochwasserereignisse im Elbegebiet: Das Eishochwasser 1799

Hydrometeorologische Situation

Der Winter 1798/1799 war zeitgenössischen Berichten zufolge von langer Dauer, schneereich und extrem kalt. Mitte November gab es ergiebige Schneefälle und einen ersten Kälteeinbruch. Die Kälte wurde Anfang und Mitte Dezember durch kurze Perioden milderer Temperaturen unterbrochen. Ab dem 20. Dezember 1798 vermeldete C.G. Pötzsch, das der Frost "jählings überhand" nahm und registrierte bei Temperaturmessungen in Dresden Werte bis unter -30 °C.
Die Elbe bei Dresden trug ab dem 23. Dezember 1798 eine geschlossene Eisdecke, auf der Saale trat der Eisstand schon am 20.12. ein. Die Eisdecke erreichte bis Mitte Januar eine Stärke von mehreren Ellen [1 Elle = ca. 57 cm], so daß sie gefahrlos mit dem Pferd überquert werden konnte.
Die "harte Kälte" hielt bis in den Februar 1799 an und brachte am 9. Februar in Böhmen, Sachsen und Thüringen nochmals besonders niedrige Thermometerstände. Durch starke Schneefälle Ende Januar / Anfang Februar wurden wichtige Fernhandelsstraßen unpassierbar. Zwischen dem 15. und 22. Februar 1799 setzte plötzliches Tauwetter, verbunden mit Regenfällen, örtlichen Gewittern und heftigen süd-/südwestlichen Winden ein, das bis in die Hochlagen der Mittelgebirge reichte. Das Schmelzwasser kam von den Bergen "gestürzt" und floß häufig oberflächig ab.

Ablauf des Hochwassers

Überschwemmungsflächen beim Eishochwasser Februar 1799 in Meißen
Abb. 1: Karte der Überschwemmungsflächen (hellblau gekennzeichnet) beim Eishochwasser Februar 1799 in Meißen, Quelle: Sächsisches Staatsarchiv - HStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 508/1, Bl.2

Am 23.2. kurz nach Mitternacht brach das Eis der Moldau in Prag auf. Die Signalkanonen auf der Festung Königstein kündeten vom Eisaufbruch am 23.2. gegen 21 Uhr. Dresden und Meißen folgten in den frühen Morgenstunden des 24.2., Wittenberg und Dessau am 26.2., Tangermünde und Havelberg am 28.2.. Der Hochwasserscheitel der Saale erreichte am 26./27.2. die Mündung bei Barby, vermutlich noch vor dem Hochwasserscheitel der Elbe.
Große Eisbarierren bildeten sich vor Hindernissen wie Brücken und Untiefen. Beim Dorf Zehren unterhalb von Meißen entstand durch eine Eisversetzung ein massiver Rückstau (Abb. 1), die Wassermassen drangen am 24.2. durch die Stadttore ein, wo gegen 14 Uhr ein neuer Rekordwasserstand noch ca. 80 cm oberhalb des Eishochwassers 1784 erreicht wurde. Nach dem Bruch der Eisversetzung fiel der Pegel um 3 Ellen (ca. 1,7 m) und am 27.2. war Meißen wieder frei vom Wasser.
Bis auf Orte mit Eisstauerscheinungen lagen die höchsten Wasserstände an der Elbe unterhalb der Wasserstände des Eishochwassers 1784 (in Dresden am 25.2. mit 824 cm etwa 30 cm niedriger als 1784).
Eger, Mulde und Saale (und deren Nebenflüsse Unstrut und Weiße Elster) führten ebenfalls Hochwasser, wobei das Saalehochwasser bzgl. Höhe und Schaden zu den herausragenden Ereignissen zu rechnen ist.

Schadensbilanz

Durch Rückstau an Eisversetzungen wurden viele Ortschaften (z.B. Meißen, Halle, Passendorf) außergewöhnlich hoch überflutet, Holzlagerplätze abgeräumt und Felder durch Ablagerungen "völlig verschlämmt und versandet" oder durch Bodenabtrag geschädigt:

[...] wusch der sehr wüthende Strom von der Saale vieles gute Land weg, und riß an manchen Orten das Getreide mit den Wurzeln aus der Erde.[...]

An der Saale und unterhalb der Saalemündung kam es zu zahlreichen Deichbrüchen. In Bernburg wurde die Stadtmauer stellenweise zerstört, Stadteile überflutet und die Saalebrücke schwer beschädigt.
Für das durch die Überschwemmung der Elbe betroffene sächsische Gebiet zwischen Schandau und Wittenberg zog C.G. Pötzsch im Jahre 1800 eine Schadensbilanz: 18 Städte, 178 Dörfer und 13 Siedlungen waren betroffen. 54 Wohnhäuser und 113 Nebengebäude wurden durch die Fluten völlig zerstört, 728 Stück Nutzvieh (Pferde, Kühe, Schafe und Schweine) starben, 20 Schiffsmühlen wurden schwer beschädigt, mehrere Brücken beschädigt (z.B. Augustusbrücke in Dresden) oder zerstört. Es entstanden auch große Schäden an Feldern, Wiesen, Gärten und Obstplantagen. Allein in Meißen erreichten die Gebäudeschäden eine Summe von mehr als 63000 sächs. Talern.
Entlang der sächsischen Elbe waren für die Benachrichtigung und Vorwarnung der Bewohner an 16 Orten (Festung Königsstein bis Wittenberg) Signalkanonen eingerichtet worden, deren Warnschüsse beim Eisaufbruch die Bevölkerung informierten und somit höhere Verluste verhinderten.

Auswirkungen auf die Gewässergüte

Informationen sind nicht bekannt.

Quellen, Literatur, Berichte

Literatur
Informationen im Internet