Niedrigwasserereignisse im Elbegebiet: Das Niedrigwasser im Sommer / Herbst 2018
Hydrometeorologische Situation

Das Jahr 2018 war in Deutschland und Tschechien durch eine besonders lange Trockenheit (in Brandenburg und Sachsen-Anhalt trockenstes Jahr seit 1881, vgl. auch Abb. 1) und außerordentlich hohe Temperaturen geprägt (in Deutschland wärmstes Jahr seit 1881). Langanhaltende Hochdruckgebiete über Europa verlangsamten das östliche Vordringen feuchtkühler Luftmassen aus dem Westen und drängten diese nach Norden ab, so dass warme Luftmassen aus dem Südwesten und Süden einströmen konnten. [1][2]
Auf einen niederschlagsreichen Januar 2018 - gemessen an der Referenzperiode 1981 bis 2010 - folgte ein im gesamten Elbegebiet außergewöhnlich niederschlagsarmer Februar. Der März brachte gebietsweise auch wieder überdurchschnittlichen Niederschlag. Im April fiel im tschechischen Teil des Einzugsgebiets eine überwiegend unterdurchschnittliche Niederschlagsmenge, im Mai und Juni war dies dann insbesondere in deutschen Einzugsgebietsteilen der Fall. Besonders trocken waren die Monate Juli und August, in denen meist weniger als 50 % des langjährigen durchschnittlichen Niederschlags registriert wurden. Während sich im deutschen Elbegebiet bis einschließlich November weiterhin Defizite zum langjährigen mittleren Monatsniederschlag einstellten, wurde dieser im September und Oktober in einigen tschechischen Gebieten übertroffen. Der November war dann wieder fast im gesamten Einzugsgebiet niederschlagsarm. Erst ergiebige Niederschläge im Dezember in Deutschland und Tschechien setzten der langen Trockenperiode des Jahres 2018 ein Ende. [2]
Ablauf des Niedrigwassers

Dem Niedrigwasserjahr 2018 gingen die relativ trockenen Jahre 2014, 2015, 2016 und 2017 voraus, so dass sich die Grundwasserstände auf einem niedrigen Niveau befanden. Dies beschleunigte bei ausbleibenden Niederschlägen das Absinken der Wasserstände in den Gewässern. [2]
Die hohen Januarniederschläge und schmelzender Schnee bewirkten bis Mitte Februar 2018 höhere Durchflüsse in der Elbe, im März und April lagen diese jedoch bereits weitreichend unter dem Durchschnitt der langjährigen Referenzperiode (1981 bis 2010). An Elbepegeln unterhalb der Saalemündung fiel der mittlere Monatsdurchfluss dagegen erst ab Mai unter das langjährige Mittel. In Einzugsgebieten oberhalb der Moldaumündung ging die Wasserführung ab der zweiten Aprilhälfte schnell bis in den Niedrigwasserbereich zurück, im Moldaugebiet dagegen erst im Juli. Unterhalb des Moldauzuflusses lag der Durchfluss der Elbe in Tschechien und Deutschland von Anfang Juli bis November fast durchgehend unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses, z. B. am Pegel Wittenberge auch schon ab Beginn der zweiten Junidekade [3]. [2]
Aufgrund der Trockenheit und gleichzeitig hohen Verdunstung ging die Wasserführung der Elbe oberhalb der Saalemündung bis Mitte September, unterhalb bis Ende August bzw. Anfang September noch weiter zurück (Abb. 2), wobei an einigen Pegeln extrem niedrige Durchflüsse erreicht wurden (z. B. Pegel Neu Darchau, 4.9.2018: 163 m³/s). Das Niedrigwasser war aber auch durch die außerordentlich lange sehr niedrige Wasserführung gekennzeichnet, z. B. lag der Durchfluss am Pegel Dresden 160 Tage, am Pegel Barby 186 Tage und am Pegel Neu Darchau 181 Tage unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserdurchfluss [2].
Die Schwankungen des Durchflusses an der oberen Elbe (Abb. 2, Pegel Schöna, Dresden) sind vor allem auf die Auswirkungen des intensiv stützenden Talsperrenbetriebs in Tschechien (insbesondere Moldaukaskade) zurückzuführen, weniger auf das Niederschlagsgeschehen.
Durch den Dezemberniederschlag nahm die Wasserführung der Elbe zwar wieder deutlich zu (Abb. 2), erreichte aber beispielsweise an den Pegeln Dresden und Neu Darchau bis zum Jahresende nicht das Niveau des langjährigen mittleren Durchflusses [2].
Schadensbilanz

Der mit der langanhaltenden Trockenheit einhergehende hohe Wasserbedarf führte vereinzelt zu Engpässen bei den Wasserversorgern, z. B. hinsichtlich Talsperrenfüllung, Grundwasseranreicherung oder Mindestdruck im Wassernetz. Teilweise traten Trinkwassertemperaturen >25 °C in den Leitungen auf [5]. Einige Nutzer von Privatbrunnen hatten ebenfalls Versorgungsprobleme, insbesondere in Sachsen [10].
Die hohe Zahl heißer Tage im Jahr 2018 bewirkte starke Gesundheitsbelastungen. Für Berlin und Brandenburg wurden erheblich mehr hitzebedingte Sterbefälle ermittelt als in den warmen Jahren 2015 und 2019 [8].
Beträchtlicher Waldschaden entstand zum einen durch ausgedehnte Brände: allein von Juli bis September verbrannten in Bandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen zusammen fast 2000 ha Wald, davon über drei Viertel in Brandenburg [4]. Zum anderen wurden große Waldbestände durch Trockenstress, der die Massenvermehrung rindenbewohnender gehölzschädigender Insekten und pathogener Pilze begünstigte, schwer geschädigt oder zum Absterben gebracht [7][11].
Die Dürre verursachte in Deutschland bei allen Ackerfrüchten einen Ertragsrückgang, insbesondere bei Mais, Winterraps, Kartoffeln, Sommergerste und Roggen sowie erheblich verminderte Grünlanderträge [6].
Die Binnenschifffahrt auf der Elbe war durch das Niedrigwasser stark eingeschränkt. An der Oberelbe lag der Wasserstand am Leitpegel Ústí nad Labem im Jahr 2018 an 247 Tagen unterhalb der für eine wirtschaftliche Schiffbarkeit definierten Grenze. Die dortige Güterschifffahrt kam von Mai bis Dezember praktisch zum Erliegen. Auch die Sächsische Dampfschifffahrt war stark beeinträchtigt und musste an acht Tagen komplett ausfallen [2]. Auf der Mittelelbe zwischen Saalemündung und Magdeburger Industriehafen war die Schifffahrt im Jahr 2018 niedrigwasserbedingt an 221 Tagen beeinträchtigt [9].
Stoffliche Belastung

Das Mitte Juli 2018 aktivierte "Messprogramm für hydrologische Extremereignisse an der Elbe" gewährleistete ein abgestimmtes und verdichtetes Wassergüte-Monitoring (Messergebnisse sind hier abgelegt).
Während des Niedrigwassers wurden sehr hohe Wassertemperaturen gemessen. Die Sauerstoffkonzentrationen blieben jedoch oberhalb des fischkritischen Niveaus. Hauptionen wie Calcium, Kalium, Natrium und Chlorid erreichten stellenweise durch die niedrigwasserbedingt geringe Verdünnung seit 20 bis 25 Jahren nicht mehr gemessene Konzentrationsspitzen [12].
Bei niedrigen Schwebstoffkonzentrationen befand sich ein relativ hoher Anteil der Schwermetalle in Lösung. Erhöhte Konzentrationen, auch in unfiltrierten Proben der Elbe, wurden stellenweise vor allem für Nickel und Arsen gemessen. Das Arsen in der Elbe stammt zu hohem Anteil aus dem Altbergbau im Flussgebiet der Mulde, in der mündungsnah bis 20 µg/l As analysiert wurden [12][13].
Durch Aufkonzentration traten auch im Gewässer weit überwiegend gelöst vorkommende und nur schwer abbaubare organische Spurenstoffe in der Elbe in hoher Konzentration auf. Dies wird in Abbildung 4 am Beispiel des bei Epilepsie eingesetzten Arzneimittelwirkstoffs Carbamazepin deutlich [12][13].
Quellen, Literatur, Berichte
Hydrometeorologie / Niedrigwasserablauf
- Bundesanstalt für Gewässerkunde (2018): Kurzberichte der BfG zum Niedrigwasser 2018. - 24 Kurzberichte im Zeitraum 29.6. bis 20.12.2018, Koblenz
- Imbery, F., Friedrich, K., Haeseler, S., Koppe, C., Janssen, W. & Bissolli, P. (2018): Vorläufiger Rückblick auf den Sommer 2018 – eine Bilanz extremer Wetterereignisse. - DWD, Stand: 3.8.2018, Offenbach
- Imbery, F. et al. (2018): 2018 wärmster Sommer im Norden und Osten Deutschlands. - DWD, Stand: 6.9.2018, Offenbach
- Bundesanstalt für Gewässerkunde (2019): Das Niedrigwasser 2018. - Stand: Februar 2019, 22 S., Koblenz
- [1] Friedrich, K. & Kaspar, F. (2019): Rückblick auf das Jahr 2018 – das bisher wärmste Jahr in Deutschland. - DWD, Stand: 2.1.2019, Offenbach
- Wieland, M. & Martinis, S. (2020): Large-scale surface water change observed by Sentinel-2 during the 2018 drought in Germany. - International journal of remote sensing 41 (12): 4742-4756, London
- Bundesanstalt für Gewässerkunde (2021): Die Niedrigwassersequenz der Jahre 2015 bis 2018 in Deutschland - Analyse, Einordnung und Auswirkungen. - Mitteilungen (BfG) 35: 412 S. + 2 Anl., Koblenz
- MLUK Brandenburg (Hrsg.) (2021): Niedrigwasser 2018 und 2019 in den Flussgebieten Schwarze Elster, Spree und Lausitzer Neiße. - Länderübergreifende Auswertung, 136 S., Potsdam
- Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin (Hrsg.) (2021): Die Niedrigwasserjahre 2018, 2019 und 2020. Analysen und Auswirkungen für das Land Berlin. - Bearb.: Creutzfeldt, B. et al., 66 S., Berlin
- [2] IKSE (2022): Hydrologische Auswertung der Niedrigwassersituation 2018 im Einzugsgebiet der Elbe. - 66 S., Magdeburg
- [3] Schwandt, D., Helms, M., Hübner, G., Belz, J.U. & Wiechmann, W. (2022): Das extreme Niedrigwasser des Jahres 1921 in den großen Flüssen Deutschlands im Vergleich zum Niedrigwasser 2018. - Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 66 (5): 225-243, Koblenz
- IKSE (2023): Analyse der Niedrigwasserperiode 2014 – 2020 im Einzugsgebiet der Elbe. - 76 S., Magdeburg
Niedrigwasserschäden
- Meinert, T. & Schube, C. (2018): Die Trockenheit in Deutschland 2018 aus agrarmeteorologischer Sicht. - DWD, Stand: 5.7.2018, Offenbach
- Mühr, B. et al. (2018): Dürre & Hitzewelle Sommer 2018 (Deutschland). - CEDIM, Report 1 (18.8.2018): 19 S., Karlsruhe
- [4] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2019): Waldbrandstatistik der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2018. - Stand: 3.7.2019, Bonn
- MLUL Brandenburg / Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (2019): Waldbrandstatistik 2018. - 25 S., Eberswalde
- [5] DVGW (Hrsg.) (2020): Die Wasserversorgung im Trockenjahr 2018. - Bearb.: Niehues, B. & Merkel, W.; Stand: 15.9.2020, 8 S., Bonn
- [6] Klages, S., Heidecke, C. & Osterburg, B. (2020): The impact of agricultural production and policy on water quality during the dry year 2018, a case study from Germany. - Water 12 (6): 1519 (20 S.), Basel
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- [8] Axnick, M. (2021): Hitzebedingte Sterblichkeit in Berlin und Brandenburg. - Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 15 (1): 34-39, Potsdam
- [9] LUA Sachsen-Anhalt (2021): Beeinträchtigung der Schifffahrt auf der Elbe. - Indikatorkennblatt Klimafolgenindikatoren G5 (Schiffbarkeit), Stand: 10.3.2021, 5 S.
- Möhring, B. et al. (2021): Abschätzung der ökonomischen Schäden der Extremwetterereignisse der Jahre 2018-2020 in der Forstwirtschaft. - AfB des DFWR, Stand: 1.3.2021: 16 S., Berlin
- [10] Rickert, B., Görnt, A., Vogelsang, L. & Ruhl, A.S. (2022): Indications of recent warm and dry summers’ impact on private wells for drinking-water supply in Germany: a review of press articles. - Journal of water and health 20 (1): 167-175, London
- [11] Trenczek, J., Lühr, O., Eiserbeck, L., Sandhövel, M. & Ibens, D. (2022): Schäden der Dürre- und Hitzeextreme 2018 und 2019. - Projektbericht Prognos AG i. A. des BMWK: 71 S.
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Stoffliche Belastungen
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- [13] Hübner, G. & Schwandt, D. (2021): Salz- und Spurenstoffbelastung von Elbe und Rhein beim Niedrigwasser 2015 und 2018. - Mitteilungen (BfG) 35: 295-321, Koblenz
- Hübner, G. & Schwandt, D. (2021): Water quality during the 2018/2019 Elbe low flow events. - Magdeburger Gewässerschutzseminar 7./8. Oktober 2021; Tagungsband: 135-136
- Kamjunke, N. et al. (2021): High irradiation and low discharge promote the dominant role of phytoplankton in riverine nutrient dynamics. - Limnology and Oceanography 66: 2648–2660, Oxford [u.a.]
- Skocovska, M, Ferencik, M., Svoboda, M. & Svobodova, Z. (2021): Residues of selected sulfonamides, non-steroidal anti-inflammatory drugs and analgesics-antipyretics in surface water of the Elbe river basin (Czech Republic). - Veterinarni Medicina 66 (5): 208-218, Prag
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- Hübner, G., Medek, J. & Schwandt, D. (2023): Special monitoring of the Elbe water quality during extreme low flows - results from Czechia and Germany. - Magdeburger Gewässerschutzseminar 11./12. Oktober 2023; Tagungsband: 137-138
- Hübner, G., Schwandt, D. & Wyrwa, J. (2023): Modellierung von Schwermetallen und Arsen in der Elbe bei extremem Niedrigwasser. - Ergebnisse DGL-Jahrestagung 2022 (Konstanz): 160-166, Essen
- Schwandt, D., Helms, M. & Hübner, G. (2023): Analyse der flussgebietsübergreifenden extremen Niedrigwasser der Jahre 1921, 1947 und 2018 in Deutschland. - Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 44.23: 33-43, Hennef
Das Niedrigwasser im europäischen Kontext
- Buras, A., Rammig, A. & Zang, C.S. (2020): Quantifying impacts of the 2018 drought on European ecosystems in comparison to 2003. - Biogeosciences 17 (6): 1655–1672, Katlenburg-Lindau [u.a.]
- Hari, V., Rakovec, O., Markonis, Y., Hanel, M. & Kumar, R. (2020): Increased future occurrences of the exceptional 2018–2019 Central European drought under global warming. - Scientific reports 10: 12207 (10 S.), London
- Ahmed, K.R., Paul-Limoges, E., Rascher, U. & Damm, A. (2021): A first assessment of the 2018 European drought impact on ecosystem evapotranspiration. - Remote sensing 13: 16 (16 S.), Basel
- Bastos, A. et al. (2021): Vulnerability of European ecosystems to two compound dry and hot summers in 2018 and 2019. - Earth system dynamics 12 (4): 1015–1035, Göttingen
- Büntgen, U. et al. (2021): Recent European drought extremes beyond Common Era background variability. - Nature geoscience 14: 190-196, London
- Moravec, V. et al. (2021): Europe under multi-year droughts: how severe was the 2014–2018 drought period? - Environmental research letters 16: 034062 (13 S.), Bristol