Niedrigwasserereignisse im Elbegebiet: Das Niedrigwasser im Winter 1953 / 1954

Hydrometeorologische Situation

Von Juli 1953 bis März 1954 waren 9 aufeinanderfolgende Monate im deutschen Einzugsgebiet der Elbe trockener als das langjährige Mittel. Durch mehrere Kaltlufteinbrüche von November bis Februar wurde ein Großteil der geringen Niederschläge in Schneedecken festgelegt, so daß trotz Tauwetterepisoden die Niederschläge kaum abflußwirksam werden konnten. Von Ende Dezember bis Mitte Januar und von Ende Januar bis Ende Februar bildete sich im Flachland eine geschlossene Schneedecke aus, in höheren Lagen der Mittelgebirge bestand die Schneedecke von Ende Dezember bis zum April. Der trockene Herbst führte zu einem großräumigen Absinken der Grundwasserstände, das sich bis Februar 1954 fortsetzte. [2][3]

Ablauf des Niedrigwassers

Durchflussverlauf Niedrigwasser 1953 / 1954
Abb. 1: Durchflüsse (Tageswerte: 1.12.1953 bis 1.3.1954) an ausgewählten Pegeln der Elbe und der Nebenflüsse

Ab Mitte August 1953 befanden sich die Durchflüsse am Pegel Dresden im Bereich der mittleren niedrigsten langjährigen Durchflüsse (MNQ). Während der Frostperiode vom 30.12.1953 bis 11.1.1954 sanken die gemessenen Wasserstände und Durchflüsse noch tiefer ab (vom 9.1. bis 12.1. Wasserstand von weniger als 10 cm bei Durchflüssen von ca. 25 m³/s am Pegel Dresden .) Diese Periode mit extremem Niedrigwasser konnte auch an den Pegeln flußabwärts beobachtet werden, wobei durch den Zufluß aus der Havel, die kein Niedrigwasser führte, ab dem Pegel Wittenberge die Niedrigwassersituation nicht mehr so extrem ausgeprägt war.
Das Tauwetter ab 12.1.1954 bewirkte einen kurzzeitigen Anstieg der Wasserführung. Ende Januar bis Anfang März bildete sich bei strengem Frost eine nahezu geschlossene Eisdecke auf der Elbe. Der Abfluss der Elbe wurde teilweise durch Eisstau beeinflusst. [2][3]

Schadensbilanz

Durch die niedrigen Wasserstände wurde die Binnenschiffahrt bereits ab August 1953 erheblich behindert. Im September wurde die Schiffahrt stellenweise eingestellt, ab November ruhte der Schiffsverkehr aufgrund des extremen Niedrigwassers vollkommen und wurde erst wieder Mitte März aufgenommen (zusätzlich zum Niedrigwasser wurde die Schiffahrt im Februar 1954 durch Eisstau behindert).
Die fast vollständige Vernichtung des Fischbestandes an der unteren Mittelelbe durch große Fischsterben im Januar/Februar 1954 brachte für die Elbefischerei im Frühjahr 1954 große Einbußen. Der Fischbestand in der unteren Mittelelbe konnte sich erst bei reicherer Wasserführung im Sommer 1954 durch Einwanderug aus Nebenflüssen und Aufstieg aus der Unteren Elbe regenerieren. [1]

Stoffliche und hygienische Belastung

Trotz niedriger Wassertemperaturen beim Winterniedrigwasser 1953/54 ging unterhalb der Havelmündung der Sauerstoffgehalt bis auf 0.0 mg/l zurück. Als Ursache kann die Sauerstoffzehrung beim Abbau organischer Stoffe (kommunale und industrielle Abwässer) angesehen werden, die durch die Aufkonzentration (durch Niedrigwasser) sowie eine temperaturbedingte geringe mikrobielle Aktivität beim Abbau der organischen Belastung und somit eine weite Verfrachtung der Belastung flußabwärts verstärkt wurde. Eine unvorstellbare Geschmacksverschlechterung der Fische durch die hohe Konzentration von Abwässern der Bunawerke in Schkopau, Saale, wurde für den Winter 1953/54 von Fischern für das Gebiet unterhalb der Saalemündung berichtet. Durch die Eisdecke (Ende Januar - Anfang März) wurde der Sauerstoffeintrag über die Luft zusätzlich erschwert und es kam im Bereich der unteren Mittelelbe zu massiven Fischsterben. [1]

Quellen, Literatur, Berichte

  • [1] Bauch, G. (1958): Untersuchungen über die Gründe für den Ertragsrückgang der Elbfischerei zwischen Elbsandsteingebirge und Boizenburg. Zeitschrift für Fischerei und deren Hilfswissenschaften, Bd. VII N.F. Heft 1-8, S. 161-438.
  • [2] Bollmann, H. (1954): Ein Charakterbild des Abflußjahres 1953 und Ausblick auf das Abflußjahr 1954. Wasserwirtschaft-Wassertechnik 4. Jg., Heft 8, S. 282-284.
  • [3] Meteorologischer und Hydrologischer Dienst der DDR (1956): DGJ für das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik, Abflußjahr 1954, Akademie-Verlag, Berlin.